Kultur wurde zu jeder Zeit von Machthabern missbraucht. Mit Bildern, Musik und Worten Menschen zu manipulieren, ist ganz einfach und wird auch heute noch praktiziert. Wer sich mit Kultur im Dritten Reich auseinander gesetzt hat, wird schnell merken, dass das System sehr breitfächerig die bildende und darstellende Kunst für sich und seine Zwecke genutzt hat. Kunst im engsten Sinne des Wortes hat in der Zeit des Nationalsozialismus öffentlich nicht stattfinden können. Das, was öffentlich war, wurde vorgeschrieben. Kunst, wie sie aus dem Künstler fließt, wenn er sein Innerstes in Farben, Formen und Worte fasst, wurde von den damaligen Machthabern unterbunden. Kultur, die nicht genehm, nicht konform war, wurde verfolgt, geahndet und oft sogar auch mit dem Tode bestraft.
Die freie Entfaltung jedes einzelnen Künstlers war deshalb zur Zeit des Nationalsozialismus unmöglich. Kunst als Ausdruck der innersten Persönlichkeit wurde zur Gefahr für den Kulturschaffenden. Die Kunstbotschaften blieben dabei immer häufiger auf der Strecke. Kunst wurde Propaganda und hatte ganz schnell die Aufgabe, nationalsozialistisches Gedankengut zu vertreiben. Nur der überstand, der sich der Ideologie unterwarf. Die anderen wurden als „entartete Künstler“ abgestempelt. Zensur und Kontrolle fanden gnadenlos statt. Bilder und Bücher wurden verkauft (wenn sie den Nazis noch Reichtümer einbrachten), beseitigt oder vernichtet oder verbrannt. 1933 kam es zur vernichtenden Bücherverbrennung und 1939 verbrannten die Nazis öffentlich tausende Bilder.
Wir, die heutigen Kulturschaffenden, sind geradezu verpflichtet, uns um das Gedenken an die „Kolleginnen und Kollegen“ von damals zu kümmern und wachsam darauf zu achten, dass es keine Wiederholung der Geschichte geben wird. Wir wollen in unserer Galerie „Eifel Kunst“ allen Kulturschaffenden die Gelegenheit geben, sich zu positionieren – und zwar gegen Rechts, gegen Ausgrenzung, gegen Rassismus, gegen braunes Gedankengut und Neonazis! Wir sehen die Wirkung kreativen Handelns als ein künstlerisches Statement für Demokratie und Freiheit sowie als einen Akt der Zivilcourage.
Maler, Zeichner, Bildhauer, Fotografen, Literaten, Schauspieler, Kabarettisten, Comedians, Musiker etc. machen die Galerie „Eifel Kunst“ zu einem Ort der Vielfalt. Die Kunstwerke als Stolpersteine wider das Vergessen dienen dazu, sich zu erinnern, dass Kunst immer frei bleiben muss und nie mehr missbraucht werden darf. Besonders Kulturschaffenden sollte es ein Anliegen sein, dass die Individualität des einzelnen Künstlers, der für Demokratie und Freiheit steht, und die von ihm geschaffenen Werke immer geachtet und respektiert werden.
In „Eifel Kunst“ haben wir Räume eröffnet, in denen Menschen ihre Vielfalt entfalten und zeigen können. Eine Galerie als Ort für Gleichberechtigung und Akzeptanz einzusetzen, beinhaltet den Gedanken der Inklusivität und ist außerdem ein sichtbarer und nachhaltiger Beitrag zur Bildung von Menschenrechten, Demokratie und Zivilgesellschaft. Kunst als Sprache der Gemeinsamkeit und damit gleichzeitig das Werben für das Verständnis der jeweils eigenen Kultur wird an Hand von visuellen Eindrücken deutlich erleichtert. Ebenso ist Kunst ein wichtiger Baustein für ein Verständnis dort, wo Sprache sich noch nicht getroffen hat. Durch inhaltliche und konzeptionelle Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Herkunft werden Synergien geschaffen, die eine breite Öffentlichkeit erreichen können und nachhaltig wirken. Die Aktionen fördern u. a. das zivilgesellschaftliche Engagement und sollen nachhaltig dahingehend wirken, einem Selbstverständnis und dem legeren Umgang mit dem Rechtsextremismus vorzubeugen.